Statt „Nie wieder!“ erleben wir ein „Schon wieder!“ Und zunehmend ist der Antisemitismus nicht nur rechtsextrem. Heute, so Michael Wolffsohn, hat er Geschwister: bei Linksextremisten, deren linksliberalen Unterstützern sowie vor allem muslimischen Antisemiten. Amtlich und im Chor der scheinbar Aufgeklärten – gern auf Spruchbändern – heißt es „Nie wieder!“. Um die abstoßende Wirklichkeit wegzureden, verkünden politische Verantwortungsträger inbrünstig: „Antisemitismus hat in Deutschland keinen Platz!“. Doch Wunsch und Wille sind leider nicht Wirklichkeit.
Sein neues Buch ist eine scharfe Abrechnung des großen Historikers und Publizisten und ein leidenschaftlicher Aufruf, nicht billige Empörung zu inszenieren, sondern echte politische und gesellschaftliche Konsequenzen aus dem alten und neuen Antisemitismus zu ziehen.
In dem von Martin Wagner moderierten Gespräch fragen die Philosophin Olivia Mitscherlich-Schönherr und Michael Wolffsohn nach dem Gedeihen von pluralistisch-demokratischen Gesellschaften: Wie können Gesellschaften lernen, sich zum Besseren entwickeln? Welche Rolle können hier die verschiedenen Religionen spielen?
Olivia Mitscherlich-Schönherr ist Privatdozentin für Philosophie an der Universität Potsdam. In akademischen und publizistischen Arbeiten setzt sie sich u.a. mit den Grenzsituationen von Lebensende und Sterben, Lebensanfang und Geburt, neuartigen Formen des Mensch-Seins unter Bedingungen disruptiver Biotechnologien, den krisenhaften Natur- und Umwelt-Verhältnissen und dem Leben unter Pandemie-Bedingungen auseinander.
Michael Wolffsohn ist Historiker und Publizist. Der 1947 in Tel Aviv geborene Sohn einer 1939 nach Palästina geflüchteten jüdischen Kaufmannsfamilie übersiedelte 1954 mit seinen Eltern nach West-Berlin. Nach Wehrdienst in Israel und Studium in Berlin, Tel Aviv und New York lehrte er von 1981 bis 2012 als Professor für Neuere Geschichte an der Universität der Bundeswehr in München.
Martin Wagner ist ehemaliger Hörfunkdirektor des Bayerischen Rundfunks (BR). Er war viele Jahre als ARD-Korrespondent in Tel Aviv tätig.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Salon Luitpold, dem Wertebündnis Bayern und dem Verlag Herder.
Das Publikum ist eingeladen, Fragen zu stellen und sich mit den Teilnehmenden auf dem Podium auszutauschen.
Die Veranstaltung wird zudem gefilmt und live übertragen!