In Kooperation mit DENKTHEATER
Erwartung und Erfüllung von Wünschen und beruflichem Fortkommen sowie Glück in der Liebe (Partnerschaft) – dies sei in der Phase der Jugend vorrangig. Im Erwachsenenalter gehe es primär um Vermeidung von Desastern und Unfällen („nochmal Glück gehabt“). Im Alter wäre dann der Rückblick auf ein geglücktes Leben, also die Balance von Erwartung und Erfüllung, ausschlaggebend. So sagt man. Ob sich diese drei Dimensionen von Glück auf Altersgruppen verteilen lassen, ist eine andere Frage.
Glück ist jedenfalls ein psychosomatischer Zustand der Balance (der „ausgeglichenen Hormone“). Das kann ein Flash sein, momentan also, oder auch länger andauern. Glück hängt weniger oder kaum von äußeren Bedingungen ab, sondern vielmehr von der „Stimmung“ des Geistes. Glück kann der ekstatische Moment sein, aber auch der Zustand stiller Freude.
Glück kann für verschiedene Menschen sehr unterschiedlich sein; es hängt an Erwartungen. Diese wiederum sind geprägt durch die großen Erzählungen in einer Kultur (Religionen, Mythen, Vorbilder). Glück ist mit der Entdeckung von Neuem verbunden, aber auch mit der Wiederholung von Vertrautem. Glück verändert das subjektive Empfinden von Zeit („dem Glücklichen schlägt keine Stunde“). Glück ist verbunden mit Freude und an die Achtsamkeit gebunden, die kleinen Erfüllungen und Schönheiten des Lebens zu spüren. Glück ist entweder stimuliert durch sinnliche Erfahrungen oder durch den Abruf innerer Bilder (Er-innerungen), ist aber nie identisch mit den Reizen und Stimulationen. Glück hat eine emotionale und eine rationale Seite, hängt also mit Bewertung und Verstehen zusammen. Wie auch das Leid, so ist Glück an soziale Kommunikation gebunden (geteiltes Leid ist halbes Leid, geteiltes Glück ist verdoppeltes Glück). Glück ist Ausdruck von Gemeinschaft und stiftet Gemeinschaft.
Künstlerische Darbietung: Lennart B. Schürmann
Prof. Dr. Michael von Brück, Religionswissenschaftler an der LMU München, Zen- und Yoga-Lehrer. Bis 2014 als Professor für Religionswissenschaft und Leiter des Interfakultären Studiengangs Religionswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig. Er studierte Evangelische Theologie, Sanskrit und Indische Philosophie in Rostock, Bangalore und Madras, gefolgt von einer fünfjährigen Dozentur in Indien. Eine Ausbildung zum Zen- und Yoga-Lehrer erhielt er in Indien und Japan. Gastprofessuren hatte er u.a. in den USA, Thailand, Lettland, Indien und Japan inne. Er ist Mitglied unterschiedlicher wissenschaftlicher Gremien weltweit und Beirat des Verlags der Weltreligionen (Suhrkamp/Insel). Seit 2014 hat er eine Honorarprofessur an der Katholischen Universität Linz. Zudem ist er Rektor der Palliativ-Spirituellen Akademie in Weyarn. Zu seinen Themenschwerpunkten Buddhismus, Hinduismus und interkultureller Dialog erschienen zahlreiche Publikationen.