Wettbewerb ist die Triebkraft der Evolution. Die Frage, ob menschliche Individuen selbstbezogen nur den eigenen Vorteil suchen oder in Kooperation mit anderen eine angepasste Lebensstrategie entwickeln, ist so alt wie die dokumentierte Geschichte. Die Antwort: Es gibt beides. Ein Widerspruch? Die moderne Ökonomie scheint davon auszugehen. Adam Smith formuliert das Prinzip, dass der Markt die ökonomischen Beziehungen reguliert und die Akteure am Markt dann am effektivsten handeln, wenn sie sich vom Eigeninteresse leiten lassen und ihren Eigennutzen optimieren. Altruismus sei demnach kein ökonomisches Prinzip. Aber was ist „eigen“? Das Eigene entwickelt sich nämlich nur mit und an dem Anderen, beide sind Pole an einer wechselseitigen Abhängigkeit. Interessen entstehen miteinander, der Gegensatz ist Teil einer umfassenderen Dynamik der wechselseitigen Stabilisierung. Konkurrenz ist ein Mittel, diese Wechselseitigkeit in Kooperation zu optimieren, nicht umgekehrt, d.h. das kooperative Verhalten ist der Rahmen, in dem Teil-Konkurrenzsysteme im Wettbewerb um die besseren Lösungen ringen.
Alle soziologischen Daten zeigen, dass auch heutige Menschen ihr Glück vor allem darin sehen, dass sie in Familien- und Freundschaftsbeziehungen die Verwirklichung individuellen Glücks suchen, d.h. individuelles wie soziales Glück sind aufeinander bezogen. Allerdings hat sich der Bezugsrahmen gewandelt: Kleinfamilie, Clan, Großfamilie, Dorf, Gegend, Nationalstaat, Kontinent usw. markieren jeweilige Identitätsgruppen, auf die sich der Kooperationsrahmen beziehen kann, und der jeweils nicht im System Integrierte ist dann als Konkurrent ausgegrenzt. Das heutige Aktionsfeld von Wirtschaft und Politik ist die gesamte Erde, und dennoch behalten lokale Kooperationsstrukturen ihren Sinn, weil sie Überschaubarkeit und emotionale Bindungen ermöglichen. Die großen Wirtschafts- und Organisations- wie Kommunikationskreisläufe und vor allem die ökologischen Probleme verlangen ein globales funktionales System.
Sowohl in der Erziehung als auch bei der Gesetzgebung müssen Rahmenbedingungen bzw. Spielregeln geschaffen werden, die das Lokale und das Globale so miteinander vermitteln, dass staatlich kontrollierte Anreizsysteme ein Optimum an Kooperation bei gleichzeitig rational gezügelter Konkurrenz ermöglichen. In Anlehnung an Regelwerke zum internationalen Handel wie das der WTO kann es international gültige Regeln für global wirksame Nachhaltigkeit geben. Nur so kann die Gestaltungskraft des Einzelnen eingefordert, realisiert und in die Zyklen der Gestaltung von Kultur eingebunden werden.
Kooperation und Konkurrenz liegen also nicht auf der gleichen Ebene: Kooperation ist der umfassende Rahmen, innerhalb dessen geregelte Konkurrenz das System fortlaufend optimiert und dadurch dynamisch stabilisiert.
Konzept und Inszenierung der künstlerischen Darstellung: Lennart B. Schürmann
Referent: Michael Pocsatko, Senior Vice President, General Manager of Corporate Marketing & Incubation HQ, TDK Corporation Japan
Konzeption, Moderation: Prof. Dr. Michael von Brück, Religionswissenschaftler an der LMU München, Zen- und Yoga-Lehrer
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