Walther Rathenau, damals und heute
MIT STEPHAN ABARBANELL UND DR. ROBERT BRAUNMÜLLER
Es ist ein kühler, bewölkter Junitag, als Walther Rathenau, seit wenigen Monaten Außenminister der Weimarer Republik, in einem offenen Wagen ins Ministerium fährt. Erst seit kurzem ist er, gezeichnet und erschöpft, von einer der großen Nachkriegskonferenzen aus Italien zurück in Berlin. In Rapallo hat er in einem nahezu erzwungenen Schulterschluss mit dem kommunistischen Russland einen Vertrag unterschrieben, der ihm nicht nur Kritik, sondern auch Morddrohungen eingebracht hat: Er, der Jude, habe Deutschland verraten.
Fünf Minuten nachdem er im Wagen Platz genommen hat, ist Rathenau tot – erschossen von Rechtsextremen. Diese letzte Fahrt gestaltet Stephan Abarbanell in seinem so poetischen wie psychologisch tiefgründigen Roman als eine Reise Rathenaus zu sich selbst, auf der er versucht, die Themen zu verstehen, die ihn sein ganzes Leben lang nicht losgelassen haben:
das Ständige Ringen mit dem übergroßen Vater und der jüdischen Identität; das Streben nach politischer Versöhnung gegen alle Widerstände; die innere Zerrissenheit als kunstsinniger Intellektueller und zugleich Mann der Industrie; die Unfähigkeit, eine tiefere Bindung einzugehen und die undefinierte Beziehung zu der verheirateten Lili Deutsch; schließglich die Einsamkeit und die große Frage seines Lebens: Wer bin ich, wer möchte ich sein?
Stephan Abarbanell, 1957 in Braunschweig geborgen, wuchs in Hamburg auf. Er studierte Evangelische Theologie sowie allgemeine Rhetorik in Hamburg, Tübingen und Berkley und war über zwanzig Jahre lang Kulturchef des rbb. Sein Romandebüt, “Morgenland”, erschien 2015 bei Blessing, 2019 folgte “Das Licht jener Tage”. Stephan Abarbanell lebt mit seiner Frau, der Übersetzerin Bettina Abarbanell, in Potsdam – Babelsberg.
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