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In Deutsch – Südwest und anderswo. Kolonialismus in der Literatur

MIT UWE TIMM, PAUL MICHAEL LÜTZELER, THOMAS KRAFT UND CHRISTIAN GOHLKE

Uwe Timm und Thomas Kraft lesen aus ihren Werken “Morenga” und “Zeit der Narben”. Beide Romane setzen sich auf je eigene Weise mit Kolonialismus auseinander. Christian Gohlke kommt mit Paul Michael Lützeler, einem international gefragten Experten für dieses Thema, und den Autoren ins Gespräch.

Thomas Kraft, 1959 in Bamberg geboren, lebt als Autor, Kulturmanager und Gymnasiallehrer in Herrsching am Ammersee. In diversen Projekten bemüht er sich um eine fröhliche Symbiose von Literatur, Film und Musik.

„Zeit der Narben“ (2021)
Ein Filmprojekt führt die Journalisten Paula und Stefano nach Ghana. Ihre Recherchereise auf den Spuren des Kolonialismus führt sie zu den berüchtigten Sklavenforts an der Goldküste. In der preußischen Festung Großfried­richsburg stoßen sie auf die Geschichte der deutschen Pilotin Hanna Reitsch, »Hitlers Fliegerin«, die gegen Ende des Zweiten Weltkrieges den Einsatz von Selbstmordpiloten vorangetrieben hatte und in den 1960er Jahren für den umstrittenen Präsidenten Kwame Nkrumah in Ghana eine Segelflugschule errichtete. Paula, deren eigener Großvater gegen Kriegsende einen sinnlosen Fliegertod hatte sterben müssen, beginnt, sich intensiv mit Reitschs Lebensgeschichte zu beschäftigen. Als es in einer Hotelanlage zu einem scheinbar sinnlosen Überfall kommt, erhärtet sich der Verdacht, dass die neugierige Paula in ein Wespennest gestochen hat. Die Spur führt nach Berlin.

Thomas Kraft ©Catherina Hess

Uwe Timm wurde 1940 in Hamburg geboren. Geschichten faszinierten Uwe Timm von klein auf: Er lauschte dem »Seemannsgarn« seines Großvaters, einem Kapitän, schlich immer wieder zu seiner Tante ins Hafenviertel, in deren Küche sich Leute aus dem Rotlichtmilieu trafen, und schrieb schon als Schuljunge eigene Geschichten. Nach dem Tod des Vaters leitete er drei Jahre lang das Kürschnergeschäft, machte dann am Braunschweig-Kolleg sein Abitur und studierte in München und Paris Philosophie und Germanistik. Er promovierte mit einer Arbeit über Albert Camus. Anschließend studierte er Soziologie und Volkswirtschaftslehre. Den Aufbruch Ende der sechziger Jahre erlebte Uwe Timm als Student aktiv mit. Er zählt zu den wichtigsten Vertretern der 68er-Generation; die Aufarbeitung dieser Zeit zieht sich durch sein gesamtes Werk.

Der Vater von vier Kindern verfasste auch vier Kinder- und Jugendbücher. Außerdem arbeitete er als Drehbuchautor. Für seine Romane und Erzählungen erhielt Uwe Timm zahlreiche Auszeichnungen und Preise: 2001 den Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und den Tukanpreis der Landeshauptstadt München, 2002 den Literaturpreis der Landeshauptstadt München, 2003 den Schubart-Literaturpreis und den Erik-Reger-Preis der Zukunftsinitiative des Landes Rheinland-Pfalz. 2006 wurde Uwe Timm mit dem Premio Napoli sowie dem Premio Mondello ausgezeichnet, 2009 erhielt er den Heinrich-Böll-Preis und 2012 die Carl-Zuckmayer-Medaille. 2013 wurde Uwe Timm der Kulturelle Ehrenpreis der Landeshauptstadt München verliehen, 2018 der Schillerpreis und das Bundesverdienstkreuz.

„Morenga“ (1978)
Deutsch-Südwestafrika, 1904. Beginn eines erbarmungslosen Kolonialkrieges, den das Deutsche Kaiserreich gegen die aufständischen Herero und Hottentotten führt. An der Spitze der für ihre Freiheit kämpfenden Schwarzen steht Jakob Morenga, ein früherer Minenarbeiter. Was damals mehr als drei Jahre lang in dem heute unabhängigen Namibia geschah, hat Uwe Timm in einer Montage von historischen Dokumenten und fiktiven Aufzeichnungen des Oberveterinärs Gottschalk aus Hamburg zu einem grandiosen historischen Roman verdichtet.

Uwe Timm ©Isolde Ohlbaum

Prof. Dr. Paul Michael Lützeler

Zu den veröffentlichten Werken von Professor Lützeler gehören eine preisgekrönte Biografie über Hermann Broch, drei Bücher über den Europagedanken in der deutschen und europäischen Literatur sowie sieben weitere Bücher zu Themen der deutschen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts.

Professor Lützeler ist der Autor von „Hermann Broch. Eine Biographie”, das in deutscher, englischer, spanischer und japanischer Sprache erschienen ist und mit dem DAAD-Preis der German Studies Association ausgezeichnet wurde. Er ist der Herausgeber der Gesammelten Werke von Hermann Broch. Er schrieb drei Bücher über den Europagedanken in der deutschen und europäischen Literatur sowie sieben weitere Bücher zu Themen der deutschen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts und gab zahlreiche Bände in seinen Forschungsgebieten heraus.

Bis Sommer 2020 war er Chefredakteur des Jahrbuchs Gegenwartsliteratur (2002 ff.) und ist Mitglied in den Redaktionsbeiräten mehrerer wissenschaftlicher Fachzeitschriften. Bis zum Frühjahr 2022 war er Direktor des Max Kade Center for Contemporary German Literature an der Germanistikabteilung der Washington University. Er unterrichtet sowohl im Fachbereich Germanistik als auch im Fachbereich European Studies und im Studiengang Komparatistik. Seine Forschungs- und Lehrinteressen umfassen die deutsche und europäische Romantik, die deutsch-österreichisch-jüdische Exilliteratur, die deutsche Gegenwartsliteratur, die deutsch-amerikanischen Kulturbeziehungen, zeitgenössische wissenschaftliche Diskurse (Postmoderne, Postkolonialismus, Globalisierung) und die Kulturwissenschaften im Allgemeinen.

Lützeler erhielt zahlreiche Stipendien (z.B. Fulbright, Woodrow Wilson, ACLS, Guggenheim) und Auszeichnungen sowohl für seine Forschung als auch für seine Lehre.

Paul Michael Lützeler

Die Veranstaltung wird zudem gefilmt und live übertragen!

CAFE LUITPOLD

Das berühmte Kaffeehaus in München. 
Seit 1888 der Treffpunkt für feine Küche und handgefertigte Confiserieprodukte.
 

CAFE LUITPOLD 
Brienner Strasse 11   D-80333 München
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Dienstag bis Samstag: 8-22 Uhr
Sonntag: 9-20 Uhr

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